Airway to hell

Nov 2013

Es war einmal eine Konferenz in Berlin. Meine Kollegin und ich wollten dort unbedingt hin. Auf Anraten des Chefs flogen wir mit Air Berlin/Fly Niki – ein Erlebnis der besonderen Art. Kurz vorweg: Nach dieser Reise haben wir die Fluglinien in Floor Berlin/Steh Niki umbenannt, das war irgendwie passender.

Es konnte nur ein merkwürdiger Tag werden. Woher ich das wusste? Ich habe gepiepst! Ihr wisst schon, beim Durchschreiten des Metalldetektors. Und ich piepse sonst nie. Ich wurde also bereits um 6 Uhr morgens intensivst abgekrabbelt. Warum eigentlich genau? Ich dachte, wir laufen alle schon durch Nacktscanner. Wohl doch nicht.

Am Rande sei erwähnt: die Konferenz war großartig. Die Rückreise war es dann nicht.

Terminal C, Berlin Tegel. Dieser Terminal hat den unglaublichen Charme eines Flugzeughangers zu Kriegszeiten. Es gibt dort eigentlich nichts. 1 kleiner Shop, 1 Duty Free, 2 Essensbuden (1x irgendwas ultra-teures und 1x eine Augustiner Bräu München Bude – und das in Berlin….).

Aber zurück zum Anfang: Wir wollten unseren Flug um 19 Uhr erwischen. Waren rechtzeitig dort. Gehen durch die Sicherheitskontrolle. Ich piepse. Logisch, 1x piepsen, immer piepsen, zumindest an diesem Tag. Ich werde wieder intensiv abgekrabbelt. Diesmal macht meine Handtasche aber auch Probleme. Ich hab darin etwas Metallisches versteckt. Echt jetzt? Ich wüsste nicht was. Dann die Erleuchtung: Ich hab meinen Handtaschen-Parfümzerstäuber vergessen. OK. Tasche nochmal durch. Nein, der Zerstäuber war es definitiv nicht. Ich packe also alles aus. Finde nichts. Tasche nochmal durch. Jetzt aber. Nein. Das metallische Ding ist plötzlich rund! Aha. Interessierte Polizeibeamte treten näher. Frustrierte Blondine, die piepst und die Handtasche 3x durchschicken muss – das könnte gefährlich werden. Dann die Erleuchtung: Bei dem runden gefährlichen Metalldings handelt es sich um meinen Taschenspiegel (der eigentlich aus Plastik ist). Spannende Sache.

Diese Hürde genommen, werfen wir uns ins rege Getümmel des Terminals. Ein paar Durchsagen von Flugverspätungen aufgrund von technischen Problemen später ist es Zeit für unser Boarding. Wir gehen ganz erwartungsvoll zum Schalter. Dann plötzlich wieder eine Durchsage. Unser Flug ist gestrichen. Warum? Technischer Fehler, Flugzeug kaputt, heißt es. Das ist jetzt aber wirklich doof. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits 14,5h wach und ziemlich entnervt. Wir werden also alle umgebucht auf den nächsten und letzten Flug nach Wien an diesem Tag: 21.35 Uhr. Es kommt schon ungute Stimmung bei den Passagieren auf. Fragen wie „Wird der Flieger dann nicht überbucht sein?“ kommen auf und werden von Air Berlin Mitarbeitern negiert. Schön.

Alle Passagiere des 19 Uhr Fluges müssen nochmals nach draußen, erneut einchecken und eine neue Bordkarte holen. Ganz toll. Die Schlange vor dem Umtauschschalter ist extrem lang. In 20 Minuten kommen wir gerade mal 10 cm vorwärts. Dann erscheint eine Dame mit einer ominösen Liste. Aus irgend einem Grund (vermutlich, weil wir nur mit Handgepäck unterwegs waren) standen wir auf dieser Liste. Also ab zu einem anderen Schalter und Bordkarte abholen – bevorzugte Behandlung nennt man das. Und wieder ab zur Sicherheitskontrolle. Die Dame dort meinte zu mir: „Waren Sie nicht heute schon mal da?“ Ich darauf: „Ja, vor kurzem erst. Aber da kommt der ganze Flieger nochmal“. Die Dame war recht frustriert ob dieser Aussage. Ihr ahnt sicher schon, wie es weiter geht? Korrekt, ich piepse. Das war klar. Also ein drittes Mal intensives Abkrabbeln. Die Handtasche verhält sich diesmal unauffällig. Gott sei Dank. Die Polizisten beäugen mich schon wieder so kritisch. Die Kollegin piepst diesmal auch. Aber komplett. So dermaßen, als ob ihr gesamtes Skelett aus Metall wäre. Sie lässt eine ziemlich verwirrte Sicherheitsbeamtin zurück.

Wieder hinein in den schönen Terminal. Es sei noch zu erwähnen: Man darf dort nirgendwo rauchen. Mir ist das ja egal, ich bin Nichtraucher. Die Kollegin leider nicht…

Aus Mangel an Alternativen aßen wir eine Käsekrainer – gekocht, nicht gebraten. Was für ein Frevel! Das ist ja nicht zum essen. Auf diesen Schock und wegen weiterer 2,5h, die wir irgendwie rum kriegen mussten, haben wir zum Wodka gegriffen. Es war wirklich notwendig. Von Wodka und Übernachtigkeit etwas bedüdelt, hatten wir eine sehr lustige Stunde, in der wir ziemlich abgefahrene Ideen sammelten und uns über diverse Personen schief lachten. Zum Beispiel über den Typen, der verkehrt die Stiege runter ging…

Endlich, endlich war es Zeit für unser Boarding. Wir gehen zum Schalter. Dort stehen Massen an. Wir erfahren: Ein Teil davon ist aus Stuttgart. Auch dort hat eine Air Berlin Maschine den Geist aufgegeben. Und alle, die den Flug Stuttgart-Wien nehmen wollten, wurden offenbar nach Berlin gebracht. Im Prinzip warteten jetzt also 3 Flieger auf einen. Dass sich das rein rechnerisch nicht ausgehen kann, war mir vollkommen klar. Den Air Berlin Mitarbeitern offenbar nicht. Eine Stewardess, den Tränen nahe, sortiert irgendwelche Zettel. Immer wieder werden einzelne Personen aufgerufen, die nach vorne treten müssen und dann ziemlich wütend den Schalter wieder verlassen. Aha, Umbuchungen. Zur Erinnerung: Es handelte sich um den letzten Flieger nach Wien an diesem Abend. Etliche Unkenrufe wurden laut „Es Gfraster, es, gebt’s a Info“ – war nur einer davon. Dann endlich Boarding. Es war 21.40.

Wir saßen auf unseren Plätzen und erlebten ein großartiges Schauspiel. Eine Dame sucht ihren Platz. Sie hat 24 A. Da sitzt schon jemand. Der Herr zückt seine Bordkarte: Er hat auch 24 A. Tja. Dann macht der Pilot eine Durchsage: Wir müssen leider noch ausharren. Es müssen alle Koffer wieder ausgeladen werden, denn die Gepäckstücke derjenigen, die umgebucht wurden, dürfen ja nicht mit und müssen aussortiert werden. Wir starten endlich Richtung Wien. Uhrzeit: 22.50.

Als wir um Mitternacht endlich in Wien landen, waren wir bereits 20h wach und dementsprechend bedient. Dann noch der Heimweg und der Tag war geschafft. Gott sei Dank!

Und die Moral dieser Geschicht‘? Mit Air Berlin da flieg ich nicht!

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